Seit gestern hat die Heimat uns wieder. Wir haben eine Woche Urlaub an der schönen dänischen Ostseeküste genossen. Das Wetter war zwar nicht wirklich sommerlich bei täglichen Regenschauern und Temperaturen zwischen 14 und 19°C, aber man muss ja auch nicht die ganze Zeit am Strand verbringen. Die nähere Umgebung bot jede Menge Ausflugsziele und so wurde es uns nicht langweilig.
Paul hat sich im Vorfeld schon sehr auf den Urlaub zusammen mit seiner Cousine und Oma und Opa gefreut. Er half beim Tasche packen und auch die lange Autofahrt ist für unsere Kinder kein Problem, sie fahren sehr gerne Auto. Das gemietete Ferienhaus hat uns alle begeistert: Typisch skandinavisch und mit ganz viel Platz. Nah am Strand gelegen und so konnten wir jeden Tag dort spazieren und spielen gehen. Das Meer kannten die Kinder schon vom Urlaub im letzten Jahr, Paul hatte diesmal auch kein Problem mehr mit dem Geräusch der Wellen und hat sofort am ersten Abend die Schuhe und Strümpfe ausgezogen, um den Sand und das Wasser mit nackten Füssen zu spüren.
Mit der fremden Umgebung und dem relativ ungewohnten Tagesablauf kam er ziemlich gut zurecht. Man merkte ihm aber deutlich an, dass es trotz aller Freude sehr anstrengend für ihn war. Durch die ständige Anwesenheit von Oma, Opa und Cousine im Ferienhaus konnte er fast überhaupt nicht völlig entspannen – etwas, was wir bei der Urlaubsplanung zukünftig berücksichtigen werden. Insgesamt merkte man den Autismus im Urlaub sehr viel deutlicher als zu Hause, es kam aber nur ein Mal zu einem gemäßigten Meltdown. Was ich bemerkenswert fand: Trotz relativ auffälligem Verhalten (Hin- und Herlaufen, sprachliche Selbststimulation und Wedeln mit Armen und Händen) von Paul in der Öffentlichkeit gab es fast keine negativen Reaktionen auf ihn. Die meisten Menschen, denen er versehentlich vor die Füße lief, lächelten ihn einfach an und häufig grüßten sie ihn und uns einfach. Das kann jetzt natürlich auch ein sehr subjektiver Eindruck von mir sein, aber in Dänemark scheint Behinderung einfach etwas Selbstverständliches zu sein. Barrierefreiheit wird überall groß geschrieben. Und wo Zugänge nicht barrierefrei sind, braucht man nur um Hilfe zu bitten. Ein sehr ungewohntes Gefühl für mich.
Wir waren jedenfalls alle traurig, dass der Urlaub gestern schon wieder endete. Paul verabschiedete sich mit den Worten: „Tschüß Ostsee, bis bald, wir sehen uns“. Genau. Und das ist ein Versprechen.
Schön, dass Ihr mit Paul einen tollen Urlaub mit viel Spaß genießen, aber etwas schade, dass er nicht völlig entspannen konnte
Dass er sich soo über das Meer gefreut hast ist toll und ein Ansatz für zukünftige Urlaube 😉 Wir haben im Urlaub (in Belgien) auch die Erfahrung gemacht, dass völlig entspannt darauf regiert wurde, wenn unser Kleiner den Leuten vor die Füße lief. Auch hier wurde viel gelächelt und/oder gegrüßt. Es scheint überhaupt in orten, die am meer gelegen sind so zu sein, dass die Menschen viel freundlicher im Umgang mit Kindern sind… LG Sabrina
Hallo Sabrina, das scheint nicht generell am Meer zu liegen, dass die Leute freundlicher sind. Letztes Jahr waren wir an der deutschen Ostseeküste (daher kennt Paul das Meer schon und hat den Strand diesmal gleich freudig erkundet) und unsere Erfahrungen dort waren nicht so deutlich positiv wie diesmal. Obwohl er beim letzten Urlaub im Verhalten etwas unauffälliger war.
Und ja, der nächste Urlaub wird auch wieder ans Meer gehen, die frische Seeluft tut uns allen gut. 😉
Meine Vermutung wäre ja gewesen, dass die Leute in typischen Familienurlaubsgegenden generell entspannter auf Kinder reagieren und deswegen im Verhältnis auch weniger Probleme mit etwas spezielleren Kindern umgehen können, aber da spricht dein Kommentar nun irgendwie gegen – es sei denn, euer Urlaub in Deutschland war nun in keinem typischen Familienurlaubsgebiet.
Achja… dein blog nutzt die falsche Zeitzone. 😉
Danke für den Hinweis, ist mir noch gar nicht aufgefallen.
Auch letztes Jahr war der Urlaub in einem typischen Familienurlaubsgebiet. Dort gibt es auch ein riesiges Mutter-Kind-Kurheim. Kinder sollten dort also wirklich nicht ungewöhnlich sein. Ich schließe trotzdem nicht aus, dass wir halt einfach nur Pech hatten mit den Mitmenschen…oder Glück in Dänemark..oder so 😉