In den letzten Tagen lief ja die Diskussion rund um ABA mal wieder auf verschiedenen Plattformen. Leider blieben auch jetzt wieder viele Fragen unbeantwortet.
Liebe ABA-Befürworter, ich verstehe euch nicht. Da habt ihr die Möglichkeit mit den „bösen ABA-Gegnern“ direkt zu diskutieren und eure Argumente abseits der üblichen ABA-Rhetorik mal sachlich darzulegen und dann nutzt ihr diese Chance nicht. Warum nicht? Deshalb stelle ich meine Fragen jetzt hier. In der Hoffnung, dass es vielleicht doch noch sachliche Antworten von euch darauf gibt. Um zu vermeiden, dass ich mir anhören muss, dass das ja nicht so gesagt worden wäre, werde ich nach Möglichkeit Zitate und Quellenangaben nennen.
1. Warum argumentiert ihr mit wissenschaftlicher Evidenz und zitiert die angebliche Wirksamkeit z.B. aus den Lovaas-Studien, wenn ihr doch selbst sagt, dass das „moderne ABA“ mit dem von Lovaas überhaupt nichts mehr zu tun hat?
Beispiel:
Trotz der Unterbrechung des Lernprozesses haben Verhaltensforscher, sich verlassend auf die Prinzipien der Lerntheorie, effektive Methoden entwickelt, um autistische Kinder zu unterrichten. Forschungen über drei Jahrzehnte hinweg von Dr. Ivar Lovaas und seinen Kollegen an der Universität von Kalifornien (UCLA) haben überzeugend demonstriert, dass intensive, frühe Intervention die Funktionen von autistischen Kindern verbessern kann.
Zwei Nachbehandlungsstudien, die 1987 und 1993 publiziert wurden, haben gezeigt, dass 9 von 19 Kindern, welche intensive Verhaltensbehandlung erhielten, reguläre Klassen erfolgreich abschließen konnten.
Quelle: Knospe ABA
Vielfältige wissenschaftliche Effektivitätsstudien belegen, dass durch sog. „EIBI (Early Intensive
Behavioural Intervention)-Programme, die eine
- sehr früh einsetzende (bis zum 5. Lebensjahr),
- autismusspezifische,
- verhaltenstherapeutisch orientierte,
- hoch intensive Intervention (30-40 Std./Woche) einsetzen,
alle geförderten Kinder signifikante Lernfortschritte machen, 30-40% sogar ein annähernd normales
Funktionsniveau erreichen können.
Quelle: IFA-Bremen
Daraus resultiert:
2. Wieso schweigt ihr so hartnäckig, wenn ihr darauf hingewiesen werdet, dass Lovaas seine Ergebnisse nur unter Anwendung von Aversiva, Schlägen und Co. erreicht hat und zusätzlich seine Studienteilnehmer sehr selektiv ausgewählt hat (nur die erfolgversprechenden Kinder durften in die ABA-Gruppe, der Rest wurde aussortiert bzw. in die Kontrollgruppe gesteckt, die Voraussetzungen waren also in beiden Gruppen von vornherein ungleich)?
3. Warum leugnet ihr, dass eines der Kernziele von ABA darin besteht, dass die Kinder sich nicht mehr autistisch verhalten? Obwohl genau damit doch ABA begründet wird?
ABA und AVT haben als Hauptziele den Abbau von Verhaltensproblemen, wie Zwängen oder Selbststimulation und den Aufbau oder die Erweiterung von angemessenen Fähigkeiten, wie die Erweiterung kommunikativer Funktionen oder angemessenem Sozialverhalten
Quelle: Vera Bernard-Opitz
Es geht darum, dass die Kinder ihr gelerntes autistisches Verhalten vergessen und ein neues erlernen
Quelle: Hermann Cordes (IFA-Bremen)
4. Warum argumentiert ihr, dass Inklusion für Autisten nur dann möglich sei, wenn sie vorher mit ABA therapiert worden sind? Wisst ihr nicht, dass Inklusion bedeutet, jemanden zu anzunehmen wie er ist?
Hier ein Film der reformpädagogischen Grundschule, die mein Sohn besucht. Das er so viel gelernt hat und dort teilnehmen und mitmachen kann, verdanken wir der angewandten Verhaltensanalyse (ABA)
Quelle: Kommentar einer Mutter auf der Seite von Aktion Mensch
5. Warum seid ihr nicht in der Lage klipp und klar zu schildern, wie genau ABA bei euch umgesetzt wird. Warum werden da immer nur vage Andeutungen gemacht? Warum wird immer der „Spaß“ des Kindes so betont, dann aber die Frage nicht beantwortet, wer diesen Spaß denn nun definiert?
Wir haben immer SPASS bei der Erarbeitung neuer Ziele- denn zu 80 % sollen die Kinder bei der Sache Spass und Lust haben. Das erarbeiten der Ziele soll nur 20 % betragen.
Quelle: Eine Mutter auf der Facebookseite von Aktion Mensch.
Meine Erfahrung ist vielmehr, und da versuchen wir uns so gut es geht nach dem in einem Workshop gelernten zu richten, dass ABA zu ⅔ daraus besteht eine gute Zeit miteinander zu haben und zu ⅓ aus kurzen, zum jeweiligen Zeitpunkt für das Kind leistbaren, Aufgaben.
Quelle: Ein Vater auf der Facebookseite von Aktion Mensch.
6. Wenn das Kind die Aufgaben bereits leisten kann, warum muss es sie denn erst erlernen?
Siehe 2. Zitat unter Punkt 5.
7. Wenn es bei ABA überwiegend darum geht eine positive Zeit mit dem Kind zu verbringen, wofür braucht man dann ABA?
Dann würde es ja reichen, wenn statt 40 Stunden Therapie pro Woche nur 10 bezahlt werden würden. Ich werde ja auch nicht für das Spielen mit meinen Kindern bezahlt.
8. Wenn es bei ABA darum geht, dass die Eltern lernen, die Besonderheiten ihres Kindes kennenzulernen und die Umgebung entsprechend zu gestalten, warum macht man dann nicht lieber einen Elternkurs oder lernt von erwachsenen Autisten?
Die Teilnahme am Bremer Elterntraining hat bei uns bewirkt, dass wir als Eltern die Verhaltensauffälligkeiten, die Störungen in der Interaktion und Kommunikation unseres Sohnes erkennen und verstehen können. Wir haben gelernt, wie wir im Alltag mit ihm umgehen müssen bzw. Situationen gestalten müssen, wie wir unsere Kommunikation und Interaktion mit unserem Sohn strukturieren müssen, auf dass er sich im Alltag zurecht findet
Quelle: Kommentar einer Mutter bei Aktion Mensch
Wir als Familie konnten unheimlich viel lernen was das Verhalten unserer Tochter angeht. Wir können es besser verstehen und finden Wege damit umzugehen.
Quelle: Facebookseite der Aktion Mensch
9. Warum behaupten Sie immer wieder, dass das kritisierte ja das „falsche“ ABA sei, sind aber nicht in der Lage zu definieren, was denn nun das „richtige“ ABA ist? Ist Ihnen bewusst, dass jeder ABA-Anbieter so argumentiert?
Der eine behauptet, dass Knospe „richtiges“ ABA sei, der nächste sagt, dass das ABA kommerzieller Anbieter prinzipiell abzulehnen sei usw.
Ich verstehe auch nicht wovon Sie eigentlich reden, denn das was Sie als ABA bezeichnen ist kein ABA.
Quelle: Facebookseite der Aktion Mensch
10. Wenn man Ihnen ABA-Praxisvideos zeigt, auf denen deutlich erkennbar ist, dass die dort vorgeführten Kinder sehr wohl kommunizieren (verbal und nonverbal) und deutlich ausdrücken, wie unangenehm die Situation für Sie ist, warum gehen Sie dann nicht darauf ein? Oder kommen wieder nur mit der „das ist das falsche ABA“-Nummer?
11. Warum ignorieren Sie Erfahrungsberichte von Autisten oder ehemaligen Therapeuten, die ABA erlebt haben oder kommen mit der „das war ja das falsche ABA“-Argumentation?
Dieser Bericht ist doch alles andere als repräsentativ. Da wurde offenbar nicht nach den strengen Ethikstandards gearbeitet, die normalerweise bei ABA/AVT Anwendung finden. Leider gibt es auch Schwarze Schafe, wie in diesem Fall. Deshalb ist doch aber nicht prinzipiell eine Methode schlecht.
Quelle: Facebookseite von Aktion Mensch
12. Warum ignorieren Sie generell die Innensicht von Autisten, ihre Erklärungen und ihre Meinung über ABA bzw. unterstellen Kritikern pauschal Nichtwissen?
Jeder beruft sich auf irgendwelche Einzelinformationen – gepaart von Einzelinformationen von anderen Nichtwissenden. Man muss nicht zu allem eine Meinung haben- vorallem wenn man wenig bis keine Ahnung hat .
Quelle: Kommentar auf dem Blog Innerwelt
13. Warum verwaschen Sie Diskussionen über ABA indem Sie ABA mit ganz anderen Ansätzen vermischen und dann so tun als wäre das alles ABA?
Die Lösung war ein Teller, so ein bunter Kinderteller, dass war dann sein Teller. Er hatte ihn immer beim Essen. Die herausfordernde Situation wurde so gelöst, dass ich mich wenn ich mit kochen fertig war, kurz neben meinen Sohn gesetzt habe. Ich habe ihm seinen Teller gegeben und die Eisenbahn durfte nochmal fahren. Dann haben wir Sie gestoppt und mein Sohn ist aufgestanden, hat seinen Teller zu seinem Platz getragen. Als ich das das erstmal erlebt habe, habe ich geweint. Ich war so froh und glücklich, dass mir jemand geholfen, das zu lösen. Die Eisenbahn kommt bis heute auf einen Parkplatz neben dem Eßtisch, damit er weiß, dass er sie nach dem Essen wieder haben kann.
Quelle: Facebookseite der Aktion Mensch
Das Vorgehen im Zitat hat mit ABA bzw. Behaviorismus überhaupt nichts zu tun, wurde aber als Beispiel angeführt. Im Behaviorismus geht es um Konditionierung, die dort ganz klar nicht erfolgt ist.
14. Sie wissen angeblich, dass Autismus eine Entwicklungsverzögerung ist, ignorieren das dann aber bei der Formulierung der Therapieziele. Wieso?
Kein wörtliches Zitat, aber es wurde argumentiert, dass man als Eltern doch wollen müsse, dass das 6jährige Kind gefälligst alleine zum Bäcker gehen und Brötchen kaufen kann. Oder das vielzitierte Windelproblem. Ein Kind mit 4 Jahren muss windelfrei sein.
Beides würde ich nicht mal unbedingt von einem „Normkind“ verlangen bzw. erwarten. Und gerade autistische Kinder haben im Regelfall eine Pflegestufe. Die haben sie nicht, weil sie mit ein wenig Übung in der Lage sind, alles wie gleichaltrige normal-entwickelte Kinder zu tun.
15. Warum fühlt ihr euch immer gleich persönlich angegriffen, droht mit Anzeigen oder schreibt von Hetze, wenn euch Fragen gestellt werden und eure gewählte Therapieform kritisiert wird?
Blockiert wird, wer mich persönlich angreift, denn auf diesem Niveau diskutiere ich nicht und es dient dem Schutz meiner Person.
Quelle: Facebookseite von Aktion Mensch
Das war eine Reaktion auf die Frage, ob die schreibende Autistin selbst mit ABA therapiert wurde oder wird.
Nun ist es aber mal genug mit der Hetzerei.
Quelle: Facebookseite von Aktion Mensch
16. Das Kind/der Jugendliche möchte also nicht auf die Toilette gehen. Statt zu ergründen, warum dies so ist, wird er also dazu „angeleitet“ (gegen seinen erklärten Willen!), weil das einfach so beschlossen wurde. Mit welchem Recht dürfen Eltern über die intimsten Bereiche des Kindes entscheiden und dabei auch noch Fremde involvieren?
Wenn M. morgens aufsteht ist das erste, dass er lernen muss alleine auf die Toilette zu gehen. Das macht er aber nicht von sich aus. Deshalb ist mein erster Programmpunkt, ihn anzuleiten die Toilette aufzusuchen. Dazu gibt es eine Routine, die abgesprochen ist, damit ich es auch mal delegieren kann.
Quelle: Facebookseite der Aktion Mensch (Hervorhebungen von mir)
17. Wie soll ein autistisches Kind Selbständigkeit erlernen, wenn ihm durch ABA jegliche Entscheidungsfreiheit genommen wird? Fällt Ihnen der Widerspruch nicht auf oder ignorieren Sie ihn bewusst?
Siehe vorheriges Zitat
18. Warum ignorieren Sie Ihr Bauchgefühl als Eltern?
Das war schon sehr konsequent und auf den ersten Blick hart.
Quelle: IFA-Bremen
19. Sie berufen sich so gerne darauf, dass dieses Programm wissenschaftlich wäre und die Therapeuten qualifiziert. Wie passt das damit zusammen, dass Eltern, Schulbegleiter, Babysitter, Erzieher, Lehrer und sogar Klassenkameraden ebenfalls ABA an dem autistischen Kind praktizieren sollen? Woher sollen deren Fachkenntnisse kommen, um das autistische Verhalten korrekt zu analysieren?
Einerseits wird damit argumentiert, dass die Verhaltensanalyse der wichtigste Punkt sei, man erstmal den Grund für das Verhalten herausfiltern müsse, um dann andererseits völlige Laien ohne jegliche Ausbildung oder mit einem Wochenendkurs auf das Kind los zu lassen.
20. Essen wird also wirklich nicht als Verstärker eingesetzt?
Für jede richtige Antwort bekam Paulo ein Lob oder durfte ein Gummibärchen naschen.
Quelle: IFA-Bremen
21. Wenn doch nur ABA bzw. alle auf Behaviorismus basierende Therapien (da ja gerne vermischt wird) für Fortschritte sorgen können, wie erklären Sie sich die teilweise gravierenden Fortschritte bei anderen autistischen Kindern, die eben nicht von den Eltern therapiert werden und Intensivprogramme absolvieren?
22. Warum behaupten Sie, dass „irgendwas mit Gummibärchen“ eine falsche Vorstellung sei, die Kritiker von ABA haben, genau dies taucht aber immer wieder in den Erfahrungsberichten auf?
ich habe letztes Jahr als Einzelfallhelfer ein Kind mit Autismus betreut sie war so aggressiv das innerhalb von 1 1/2 15 Einzelfallhelfer an diesem Kind dran waren und die Flucht ergriffen haben . mit Hilfe einer autismusfachfrau habe ich ihr dieses verhalten ab trainiert in dem wenn sie aggressiv war habe ich sie zur Seite gesetzt und wenn sie in Situationen wo sie andere gekniffen und geschlagen hatte es ohne ausgehalten hat bekam sie ein Stück Gummibärchen . bei jeder Aufforderung der Lehrer tickte sie völlig aus sie war 8 . ich währe gern auf Ursachen Forschung gegangen weil ich der Meinung bin das dieses verhalten ein Grund hatte aber die Zeit hatte ich nicht da die Schule sehr uneinsichtig war . aber es hatte geklappt dadurch dass sie weniger aggressiv war nahmen die Kinder wieder mehr Kontakt zu ihr auf und seine ist richtig glücklich . und wir haben einen Schulwechsel beantragt . ich bin dort auch auf sehr viel Kritik gestoßen dass ich sie dressierte aber wenn ich heute sehe wie schön sie mit anderen Kindern spielen kann ohne sie zu masakrieren dann denke ich dass ich es richtig gemacht habe .
Quelle: öffentliche Facebookseite (Die Tippfehler stammen so aus dem Original-Kommentar. Das wiederum bringt mich zurück zu Frage 19 und der Qualifizierung)
Ich bin wirklich gespannt, ob ich Antworten bekomme. Die Hoffnung stirbt ja zuletzt.
Hat dies auf Sunnys Space rebloggt und kommentierte:
Treffend fornuliert . Lesen, verbreiten, informieren!
Danke für diesen sehr wichtigen Beitrag 🙂
Hat dies auf sinnesstille rebloggt und kommentierte:
Danke, dass Du diese Fragen noch einmal zusammen gefasst hast!
Auf die Antworten bin ich gespannt, wenn ich auch nicht wirklich daran glaube, welche zu erhalten.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Daran klammere ich mich jetzt einfach mal. Vielleicht kann sich ja doch jemand überwinden und einen realen Dialog führen.
Vielen Dank, liebe Grit. Ich bin auch gespannt, ob es Antworten geben wird und welche das dann sind.
Da bin ich auch sehr gespannt.
Was ist Wahrheit?
Auf welche der Fragen ist dies die Antwort?
Hat dies auf Autland Nürnberg rebloggt und kommentierte:
Antworten, anyone?
Danke für all deine Mühen. Treffende Fragen.
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Sehr gute Fragensammlung!
(…)14. Sie wissen angeblich, dass Autismus eine Entwicklungsverzögerung ist, ignorieren das dann aber bei der Formulierung der Therapieziele. Wieso?(…)
Kleine Anmerkung: Autismus ist keine Entwicklungsverzögerung (des Gehirns), sondern eine sogenannte Entwicklungsstörung. (Das ist von der sogenannnten Pathogenese her sehr wohl zu unterscheiden; eine Entwicklungsverzögerung kann aufgeholt werden, eine Entwicklungsstörung (also ein anderes Gehirndesign) kann nicht aufgeholt werden und auch nicht einfach durch ein neues Design abgeändert werden! 😉
Danke, das ist ein berechtigter Hinweis. Ich beziehe mich allerdings auf die Diagnose „Entwicklungsverzögerung“ bzw. „globale Entwicklungsverzögerung“, die sehr häufig bei autistischen Kindern zusätzlich vergeben wird. Mir geht es nur darum aufzuzeigen, wie absurd es eigentlich ist, wenn einerseits klar ist, dass sich autistische Kinder häufig langsamer entwickeln als Gleichaltrige, andererseits dann aber Dinge von ihnen verlangt werden, die sie eben nicht leisten können.
Wie jede wissenschaft hat sich natuerlich auch die Angewannte Verhaltensanalyse (ABA) in den Jahrzehnten ihrer Existenz als Wissenschaft fortentwickelt. Und waehrend die Forschungsergebnisse von Pavlov, Skinner, Lovaas und noch vielen, vielen anderen natuerlich weiterhin fuer die Disziplin von Bedeutung sind, hat die Forschung mit denen natuerlich nicht aufgehoert. Es gibt auch neueren Studien zur Wirksamkeit von ABA in der Foerderung von Kindern mit Autismus. Da muss man sich gar nicht an Lovaas klammern. Einen Ueberblick kann man sich zum Beispiel in dieser Publikation verschaffen und dann weiter recherchieren: A meta-analytic study on the effectiveness of comprehensive ABA-based early intervention programs for children with Autism Spectrum Disorders, Research in Autism Spectrum Disorders, Volume 5, Issue 1, January–March 2011, Pages 60–69
Warum die Menschen, mit denen Sie diskutiert haben, sich so sehr an Lovaas klammern, kann Ihnen abgesehen von genau den Leuten, die das getan haben, natuerlich niemand beantworten. Aber ich gehe einfach mal davon aus, dass die wirkliche Intention Ihrer Frage darauf ziehlt, dass sie auf der Suche sind nach neueren wissenschaftlichen Effizienzstudien…. Und da sollte Ihnen der oben angegebene Artikel einen ersten Wegweiser geben. Der Artike enthaelt die Ergebnisse einer Meta-Analyse von 11 verschiedenen Effizienzstudien, die die Wirksamkeit von ABA Therapie an 344 Kindern getestet haben.
Ich kenne die Studienlage für ABA und Co. Und die ist ziemlich dünn und wird immer dünner. Auch wenn es vereinzelte Ausreißer gibt. da ist dann aber meist die Methodik (Verblindung, Design) oder die Gruppengröße fragwürdig bis zweifelhaft. Wenn Sie selbst nicht argumentieren, dass ABA die angeblich bestwirksame Therapieform sei, dann ist die Frage nicht an Sie gerichtet.
Bitte ueberdenken Sie die Bedeutung der von Ihnen verwendeten Fachterminologie:
„ABA“ bedeutet Applied Behavior Analysis und ist eine Naturwissenschaft mit der folgenden Definition: „Applied Behavior Analysis is the process of systematically applying interventions based upon the principles of learning theory to improve socially significant behaviors to a meaningful degree, and to demonstrate that the interventions employed are responsible for the improvement in behavior“ (Baer, Wolf & Risley, 1968; Sulzer-Azaroff & Mayer, 1991). Und aus dieser Wissenschaft haben sich verschiedene Anwendungsformen entwickelt. Dazu gehoert unter anderem (es gibt noch viele andere Anwendungsgebiete1) die „ABA Therapie“, die fuer Menschen mit autistischen Spektrumsstoerungen und anderen Entwicklungsstoerungen oder Behinderungen eingesetzt werden kann. Die Begriffe „ABA“ und „ABA Therapie“ sind also in keiner Weise das gleiche und koennen auch in keinem Fall synonym verwendet werden.
Auch wenn man das mit der Naturwissenschaft öfter wiederholt, wird es nicht richtiger. Wobei das auch am Sprachgebrauch nichts ändert.
Ihre Feststellung, dass das Kernziel von ABA Therapie darin besteht, dass Menschen mit Autismus sich nicht mehr autistisch Verhalten sollen, stellt eine sehr vereinfachte Interpretation der vorhandenen Literatur mit vielen Luecken dar: ABA Therapie hat 2 Hauptgebiete. 1) Skill Aquesition und 2) Behavior Management. Ihre Aussage ignoriert das erste Einsatzgebiet von ABA Therapie vollkommen, obwohl ABA Foerderplaene ihren Schwerpunkt ganz klar auf dieses Gebiet legen.
Ihr Missverstaendnis des zweiten Anwendungsgebietes kann ich auf der anderen Seite durchaus nachvollziehen. Ich wage aber zu behaupten, dass es sich dabei um ein Missverstandnis bzw eine Fehlinterpretation der tatsaechlichen Intention handelt. Es geht beim Behavior Management nicht darum, dass Menschen sich nicht mehr autistisch verhalten sollen (Ein Beweis dafuer ist schon die Tatsache, dass es aufgrund der weite des Autismus Spektrums unmoeglich ist, autistisches Verhalten zu definieren und das ABA Therapie auch fuer Menschen mit anderen Stoerungen und Behinderungen eingesetzt wird, die sich ja gar nicht „autistisch verhalten“ koennen, weil sie keinen Autismus haben!), sondern darum „unangepasste“ (ich bin absolut kein Fan von diesem Begriff, aber es ist nun mal der Fachbegriff) Verhaltensweisen (z. B. selbstverletzendes oder anderweitig aggresives Verhalten) durch „angepasste“ (soll heissen: dem Taeglichen Leben der betroffenen Personen foerderliche), funktional gleichwertige Verhaltensweisen, zu ersetzen. Es geht da bei in der Mehrzahl der Faelle um die Entwicklung von Problemloesestrategien, nicht darum einen Menschen zu veraendern.
Sie haben gesehen, dass es sich dabei um ein Zitat handelt? Das sind nicht meine Worte sondern die vom Leiter des IFA-Institus in Bremen.
Ich bin selbst ABA Therapeutinn und habe eine Tochter mit Autismus und die Behauptung, dass Inklusion nur mit ABA Therapie moeglich ist, ist mir noch nie begegnet. Wer auch immer Ihnen das gesagt hat, weiss ganz offensichtlich nich wovon er oder sie redet. Bitte halten Sie sich nicht an dieser Aussage fest, denn auch den meisten ABA Therapeuten ist bewusst, dass das kompletter bloedsinn ist.
Was allerdings stimmt ist, dass die Foerderung der Entwicklung (das Hauptziel von ABA Therapie), eine Inklusion (das heisst de Partizipation der betroffenen Person an seinem Umfeld) erleichtert. Und dabei geht es nicht nur um die Foerderung der sozialen Entwicklung, sondern auch um die Foerderung von motorischen, senso-motorischen, und kognitiven Faehigkeiten sowie die (Weiter-)entwicklung von Self-Help-Skills, die je nach Beeintraechtigung der betroffenen Person fuer ein eigenstaendiges Leben Voraussetzung sind. Das ABA Therapie jedoch wahrscheinlich nicht die einzige Foerdermoeglichkeit ist, die das leisten kann, ist uns bewusst. Dieses Bewusstsein tut jedoch der Tatsache, dass ABA Therapie das leisten kann und dass wir wissenschaftliche Nachweise dafuer haben, keinen Abbruch.
Sie schreiben: „Wisst ihr nicht, dass Inklusion bedeutet, jemanden zu anzunehmen wie er ist?“
Das stimmt so nicht ganz. Inklusion bezieht sich nur nebensaechlich auf die Annahme von Menschen, „wie sie sind“. Der Hauptschwerpunkt beim Prinzip der Inklusion liegt viel mehr auf der Ermoeglichung von gesellschaftlicher Teilhabe. Das bedeutet natuerlich auf der einen Seite, dass wir als Gesellschaft verpflichtet sind alles zu tun, um jedem Menschen das hoechste Mass an Partizipation zu ermoeglichen. Das schliesst aber auch die Bereitstellung von Foerdermoeglichkeiten von benachteiligten Personen ein. Es geht also nicht nur um die zugaengliche Gestaltung des Umfeldes einer benachteiligten Person, sondern immer auch darum ihr Moeglichkeiten bereit zu stellen, fehlende Faehigkeiten zu erlernen. Wenn wir einfach nur annehmen wuerden, wie jemand ist, haetten wir keinen Bedarf fuer Foerderlehrer, Therapeuten, Aerzte, Sozialpaedagogen aber auch Lehrer oder Erzieher in Kindertageseinrichtungen…..
Förderung schließt Akzeptanz und Annahme nicht aus. Ich finde ziemlich bedenklich, dass Sie da offenbar nur in Extremen denken.
Wenn in Ihren Zitaten von Spass die Rede ist, ist damit gemeint, dass Klienten zu nichts gezwungen werden. Sie werden motiviert und reinforced, so dass sie Freude an den Aufgaben haben. Stellen sie sich das vor, wie die Foerderung in Kindertagesstaetten: es gibt einen ganz klaren Foerder- oder Lernanspruch, aber die Kinder haben Freude daran. ich hoffe sie verstehen, was ich zu erklaeren versuche…. Die Wortwahl: es geht hauptsaechlich darum Spass zu haben“ ist in jedem fall ungluecklich gewesen und ich kann ihre Iritation in dem Punkt sehr gut nachvollziehen.
Es ist leider ein sehr grosses Problem. dass viele Eltern von betroffenen Kindern sich gar nict genau im Klaren sind, was ABA Therapie eigentlich ist. Das ist mir auch bei einigen der Eltern meiner eigenen Klienten aufgefallen. Diese Eltern sehen die Fortschritte ihrer Kinder jedoch im Alltag, wissen aber nicht genau, wie es dazu kam. Deswegen habe ich es mir speziell zur Aufgabe gemacht, bei den Familien, mit denen ich zusammen arbeite Aufklaerung zu schaffen und es freut mich sehr, dass Sie sich offensichtlich auch sehr dafuer interessieren und ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen.
Sie haben überlesen, dass Spaß die Definition der Eltern ist und in vielen Punkten vom Empfinden der Kinder abweicht.
zu Frage 6: ABA Therapie nutzt vorhandene Faehigkeiten zum Erlernen von neuen, spezieleren, aufbauenden Faehigkeiten. Und waehrend es natuerlich darum geht den Klienten zu fordern, ist ein Erfolgserlebnis natuerlich sehr wichti, damit der Lerner die Faehigkeit in sein alltaegliches Verhaltensrepertoire aufnimmt.
Lassen sie mich das an einem Beispiel verdeutlichen:
Meine Tochter hat Autismus und konnte im Januar zwar in einzelnen Woertern benennen, was sie um sich herum sah, konnte ihre Sprachkentnisse aber nicht zur Kommunikation einsetzen. Diese Tatsache hat bei uns in der Familie taeglich zu Problemen gefuehrt, da meine Tochter extrem frustriert reagiert hat, wenn sie ihre Wuensche oder Beduerfnisse nicht mitteilen konnte. Wir haben zwar unser bestes getan zu erraten, was sie will oder braucht, aber natuerlich lagen wir auch oft falsch oder es hat „zu“ lange gedauert, bis wie dahinter kamen. Deswegen haben wir „Mand-Training“ (Das erlernen der Faehigkeit nach etwas zu fragen) zu einem ihrer Foerderziel erklaert. Das heisst wir haben ihr ganz systematisch beigebracht, dass sie nach Wasser oder Saft fragen kann, wenn sie durst hat. Aber natuerlich haben wir nicht erwartet, dass sie sagt: „Mama, kann ich bitte ein Glas Wasser haben?“. Sondern da sie schon in einzelnen Woertern sprechen konnte, haben wir erwartet, dass sie Water sagt, wenn sie durst hat, und Food, wenn sie Hunger hat, und Want und mit dem Finger zeigt, wenn wir ihr etwas reichen sollen. Sie hat also eine neue Faehigkeit erlernt, aber wir haben das Lernziel so gesetzt, dass sie es mit moeglichst wenig Frust erreichen kann. Erfolg ist die Voraussetzung dafuer, dass ein Verhalten in der Zukunft genutzt wird! (Reinforcement)
Nun, genau dies hat mein Sohn ebenfalls erlernt. Aus Eigenmotivation und ohne explizite Verstärkerpläne. Nebenbei: Versuchen Sie doch bitte für die Mitleser verständliche Sprache ohne ABA-Fachbegriffe zu nutzen..
Frage 7 habe ich Ihnen berets erlaeutert.
ABA Therapie beinhaltet Elterntraining aber eben nicht nur. Das Kind arbeitet mit seinem Therapeuten gezielt an seinen Foerderzielen und gleichzeitig lernen die Eltern die Methoden der ABA Therapie in ihren Alltag zu integrieren. Lassen sie mich das wieder am Beispiel meiner Tochter erlaeutern: Wenn meine Tochter lernen soll, dass sie nach Wasser fragen soll, wenn sie Durst hat, reiccht es nicht, dass derr Therapeut, der 3 Stunden am Tag bei uns zu Hause mit ihr arbeitet (ich kennen nur ein einziges Kind, dass mehr als 20 Stunden ABA Therapie pro Woche erhaelt und ich bin ABA Therapeutin…) das systematisch uebt sondern es ist auch wichtig, dass ich als Mutter das mit meinem Kind im Alltag uebe, denn schliesslich muss meine Tochter die Faehigkeit spaeter im Alltag einsetzen. Es geht also um eine Erweiterung der Foerderung ueber die Zeit der Therapie hiinaus. Und diese speziellen Methoden bringt mir nun mal kein Elternkurs vom Jugendamt, Kinderschutzbund oder der Volkshochschule bei. Ausserdem ist ABA Therapie eine One-on-One Intervention, das heisst Foerderziele und Methoden sind ganz speziell auf den einen Klienten zugeschnitten. Und zeigen sie mir bitte ein anderes Elterntraining, das das bietet.
Warum sollte ich Ihnen ein anderes Elterntraining zeigen, was nachhaltig die Eltern-Kind-Beziehung auf ein Therapeuten-Klient-Verhältnis reduziert? Ich kann Ihnen aufzeigen, wie hilfreich es ist, Autismus zu verstehen anstatt dagegen zu intervenieren. Unter anderem dafür gibt es diesen Blog. Einige Artikel gehen ausführlich auf meine Sichtweise zu diesem Thema ein. Ich bin nämlich strikt dagegen, dass Eltern zu Therapeuten ihrer Kinder werden und die Kinder auch zu Hause keinerlei Ausweichmöglichkeiten mehr haben, weil alles zur Therapiesituation wird.
Zu Frage neun kann ich Ihnen nichts sagen. Ich bin auf dem Gebiet beruflich taetig (stattlich anerkannt mit Ausbildung und Studium) und von falscher ABA Therapie habe ich noch nie gehoert… Ich kenne nur eine einzige Form von ABA Therapie und die basiert auf evidence-based practices (dazu habe ich Ihnen in einer vorherigen Antwort ja schon ein paar Informationen geschrieben…) und regelmaessige Datenerhebung, um die Foerderfortschritte zu dokumentieren.
Sie selbst haben in Ihren bisherigen Kommentaren schon mehrfach die Eignung und Qualifikation anderer ABA-Therapeuten in Frage gestellt.
Zitat Ferguson: „(stattlich anerkannt mit Ausbildung und Studium)“
darf ich fragen, in welchem Land?
Mir ist unbekannt, dass BCBA in Deutschland ein staatl.anerkannter Studiengang bzw. eine staatl. anerkannte Ausbildung ist.
Falls dies doch so sein sollte, wäre ich Ihnen dankbar, wenn sie die Quelle dazu nennen würden.
Frage 10: Koennen sie mir bitte den Link zu dem bzw. den Video(s) schicken, auf die Sie sich in dieser Frage beziehen? Da es nur ein ABA Therapie gibt, kann „das ist die falsche ABA“ natuerlich nicht die Antwort sein. Ich wuerde mir das Video gerne ansehen, um einschaetzen zu koennen, was Sie beschreiben. Mir Fallen sehr viele Situationen ein, in denen ich als ABA Therapeut bestimmte Kommunikationsversuche eines Klienten ignorieren wuerde. Ich wuerde aber niemals alle ignorieren, sondern nur ganz bestimmte (z. B. wenn mein Klient es sich zur Angewohnheit gemacht hat Schimpfwoerter zu rufen, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Dann wuerde ich jeglichen Versuch meine Aufmerksamkeit so zu erlangen ganz strikt und ausnahmslos ignorieren… Gleichzeitig biete ich aber Aufmerksamkeit an, wenn der Klient nicht schimpft….)… Dieses Ignorieren nennt sich in der Fachsprache Extiction, muss aber als Methode immer auch von einer Form von Reinforcement fuer ein anderes Verhalten begleitet werden. Wenn das in dem von Ihnen beschriebenen Fall nicht passiert ist, weiss der dort gezeigte Therapeut ganz klar nicht, was er tut. Aber das bedeutet nicht, dass wir alle nicht wissen, was wir tun. Schwarze Schaafe gibt es in jedem Beruf. Ich bin mir sicher, dass es auch in Ihrem Beruf Leute gibt, die Fehler machen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass alle das falsch machen oder das ihr Berif keine Existenzberechtigung hat.
Da gibt es etliche Videos bei Youtube. Sie beziehen sich ebenfalls wieder auf Zitate, die mehrfach von verschiedenen ABA-Anwendern in Diskussionen so getätigt wurden, wenn man sie auf konkrete Vorgehensweisen anhand von Videobeispielen ansprach.
Wie stehen Sie denn dazu, dass man heutzutage in der Psychologie schon sehr viel weiter ist und weiß, dass „Löschung“ (auch hier wieder, warum der Fachausdruck und nicht das deutsche Wort?) dann doch nicht das richtige Vorgehen ist und nachhaltig Schaden anrichten kann?
Ganz Prinzipiell: Es gibt keine „Autisten“. Es gibt nur Menschen mit Autismus! Oder sind sie ein „Gripper“, wenn sie eine Grippe haben und ein „Durchfaller“, wenn Sie Durchfall haben. Ihre Wortwahl ist sehr beleidigend den betroffenen Menschen gegenueber und da Sie es sich zur Aufgabe gemacht haben aufzuklaeren, sollten Sie sich wirklich respektvoller und vor allen Dingen fachlich korrekt ausdruecken.
Als Autist erlaube ich mir Sie zu korrigieren:
Autist/Autistin ist der einfachste, kürzeste, wertfreiste und neutralste Begriff für das was wir sind.
Mensch mit Autismus impliziert nämlich folgendes:
1) Man muss betonen das wir Menschen sind. Wozu?
2) Wir sind demnach Menschen mit einem „Zusatz“. Dem Autismus. Das verkennt eklatant, dass Autismus ein Teil von uns ist und untrennbar zu uns Menschen dazu gehört. Es impliziert zusätzlich, dass man den Autismus evtl. sogar wieder vom Menschen trennen kann oder schlimmer noch vielleicht sogar sollte oder gar muss.
Demzufolge beleidigen Sie uns wenn sie behaupten „Autisten“ sei eine Beleidigung und nur „Mensch mit Autismus“ sei korrekt.
Können Sie das aus dem Munde eines Autisten akzeptieren? Das wäre dann nämlich der erste Schritt zum respektvollen Umgang mit Autisten.
Aleksander Knauerhase
Da halte ich gegen, ich bin Autist und Sie beleidigen mich gerade:
https://dasfotobus.wordpress.com/2013/01/27/mensch-mit-autismus/
Eine Grippe, ein Durchfall, das sind Krankheiten, heilbar, das will man auch loswerden in aller Regel. Das ist kein Teil vom Ich.
Autismus ist ein Teil meines Ich, gehört zu mir dazu. So bin ich, das bin ich. Ich bin Autist!
Dass ABA-Therapeuten die Sicht der Autisten ignorieren, ist hiermit mal wieder belegt, vielen Dank dafür.
Denn das sehe nicht nur ich alleine so:
http://autisticadvocacy.org/home/about-asan/identity-first-language/
Sie täten gut daran, den Autisten zuzuhören. Wenn Sie Autisten wirklich helfen wollten, täten Sie das schon längst.
Hilfe, wie Außenstehende denken, dass sie gebraucht würde, ist nicht zwingend auch tatsächliche Hilfe.
Ich weiß, dass die autistischen Selbstvertretungen in der ABA-Szene verpönt sind. Weil die sich anmaßen, für sich selbst zu sprechen und aus dem Fürsorgesystem auszubrechen. Aber dass Autisten die Bezeichnung „Autist“ statt „Mensch mit Autismus“ bevorzugen, müsste sich auch zu Ihnen herumgesprochen haben. Deshalb richte ich mich selbstverständlich nach den Wünschen der Autisten.
Ich verstehe, dass diese Sichtweise bei ABA nicht verbreitet wird, dann müsste man Autismus ja als Teil der Persönlichkeit akzeptieren.
Der Vergleich hinkt übrigens massiv. Wenn ich Grippe oder Durchfall habe, dann bezeichne ich mich sehr wohl als „Kranke“ und nicht als „Mensch mit Krankheit“. Aber diesen Fehler rechne ich jetzt mal der offenbar bestehenden Sprachbarriere zu.
Woolen Sie in Frage 11 wirklich sagen, dass ABA als Wissenschaft und ABA Therapie als Anwendungsgebiet dieser Wissenschaft keine Existenzberechtigung haben, weil es praktizierende Therapeuten gibt, die Fehler machen?
Das wuerde dan in logischer Folge bedeuten, dass auch der Beruf des Arztes keine Existenzberechtigung hat, denn die Zahl an Menschen, die auf dem OP TIsch gestorben sind, die eine Fehldiagnose oder -medikation erhalten haben, ist ja nun auch nicht gerade gering.
Und Lehrer schaffen wir dann auch gleich ab, denn da gibts bekanntlich auch schwarze Schaafe. Und Piloten, Mechaniker, Politiker, Steuerberater, Richter…. Muss ich weiter aufzaehlen? Was ist denn ihr Beruf? Und ist ihnen da schon einmal ein Fehler unterlaufen? Also, was ich sagen will: schlechte Beispiele gbt es immer. Das ist die menschliche Komponente. Das ist nicht ideal, aber eben nicht zu aendern. Und wie in Ihrem Zitat erwaehnt hat das BACB (Die anerkennende Organisation bei der alle ABA-Therapeuten hre Zulassung erhalten – auf deren Internetseite sollten Sie sich mal umschauen…) Standards veroeffentlicht, um genau dieses Problem einzugrenzen. Viel mehr kann man dagegen aber leider nicht tun und so sehr ich ihre Frustration nachvollziehen kann… Viel mehr kann man nicht tun. Wenn das BACB erfaehrt, dass jemand gegen diese Standards verstoesst, wird ihm die Lizens entzogen. Aber wenn die nie davon erfahren, kann das natuerlich, wie in jedem anderen Berufsfeld, nicht passieren.
Nein, ich habe zitiert. Aber danke, dass Sie mit Ihrer Einlassung so deutlich genau den von mir kritisierten Punkt wiederholen und bestätigen.
Frage 13: Waehrend ich Ihnen in anderen Punkten in Teilen zustimme, muss ich Ihnen in dieser Frage ganz klar wiedersprechen. Sie haben in einer vorherigen Frage ja schon erwaehnt, dass sie gar nicht genau wissen, was ABA Therapie genau ist und wie sie funktioniert. Das erklaert ihr Missverstaendnis in diesem Fall dann natuerlich. Was es aber nicht erklaert ist, warum sie meinen einschaetzen zu koennen, dass das keine ABA Therapie ist, wenn sie doch gar nicht wissen, wie ABA aussieht….
Aber nun zu meiner Erlaeuterung des oben angefuehrten Beispiels:
Wenn die Mutter fertig ist mit kochen setzt sie sich neben ihren Sohn und sinalisiert ihm damit, dass Essen fertig ist (in einer behevioristischen Formel ist das der SD (discriminative Stimulus). Dieser SD signalisiert dem Jungen, was jetzt in Folge Dazu von ihm erwartet wird (BX=Behavior). In diesem Fall Eisenbahn parken und mit Teller zum Tisch gehen. Und als Verstaerker, damit dieses BX auch inZukunft weiter gezeigt wird, gibts am Ende die Eisenbahn wieder (RS+=Reinforcement). Was hier passiert is fachlich ausgedrueckt eine simple 3-term contingency (SD->BX->RS+), die in der vorangegangenen Therapie systematisch eingeuebt wurde. Als Methode fuer das Training kaeme da zum Beispiel eine der verschiedenen Formen des Chainings in Frage……
Ich denke ihr Missverstaendnis in diesem Fall besteht darin, dass Ihnen bisher nicht klar war, dass ABA Therapie nicht der einzige Lernansatz ist, der behavioristische Vorgehensweisen hat (selbst der Grundschullehrer Ihres Kindes arbeitet behavioristisch, wenn er einen smily unter die HUE ihres Kindes malt…. Smiley=Reinforcer RS+, oder sie gehen behavioristisch vor, wenn sie ihr Kind loben, nachdem es ganz alleine die Zaehne geputzt hat….). ABA Therapie ist aber der einzige Ansatz der ausschliesslich behavioristisch arbeitet.
Haben Sie eigentlich Probleme beim sinnentnehmenden Lesen? Es macht schon sehr den Eindruck, da Sie wiederholt von mir angeführte Zitate als meine Aussagen hinstellen.
Ich weiß, dass Behavioristen gerne so tun als wäre selbst die Sauerstoffaufnahme beim Atmen ein positiver Verstärker. Das ist natürlich extrem praktisch, weil man auf die Art jegliche anderen psychologischen Erklärungen wie z.B. die Fähigkeit des selbständigen Denkens komplett negieren kann. In dem genannten Beispiel kann man natürlich nachträglich die Anwendung von ABA interpretieren. Es ist zwar weit hergeholt, aber das hat den ABA-Anwendern noch nie etwas ausgemacht. Und genau wegen dieser nachträglichen Interpretation ist die Argumentation, dass ABA eine Wissenschaft sei, fragwürdig bis lächerlich.
Konkret: Diese Mutter (und angehende ABA-Therapeutin) hat in der Situation auf die Bedürfnisse ihres Sohnes reagiert. Der wiederum hat sich kognitiv erschlossen, um was es geht. Kognitive Entwicklung widerspricht aber den Grundprinzipien des Radikal-Behaviorismus.
Frage 14: Hier kann ich nur verstaendnislos mit dem Kopf schuetteln. Sie haben in einer vorherigen Frage selbst den Punkt Inklusion angebracht. Und genau das trifft in den von ihnen hier gebrachten Beispielen zu: Es ist durchaus angebracht, dass ein 4 Jaehriges Kind, wenn es soweit ist, gezielt Toilettentraining zu machen, da das erlernen dieser Faehigkeit die Stigmatisierung des Kindes reduziert, denn die wenigsten neuro-typisch entwickelten 4 Jaehrigen tragen Windeln. Ausserdem foerdert dieses Training die Eigenstaendikeit des Kindes.
Wie ich zuvor schon erwaehnt habe foerdert ABA Therapie sozial relevante Faehigkeiten (=Faehigkeiten, die das Leben des Betroffenen bzw. seine Teilhabe an seinem Umfeld verbessern) und beruecksichtigt dabi die vorhandenen Faehigkeiten und setzt erreichbare Ziele. Und beide von Ihnen angebrachte Faehigkeiten sind ganz eindeutig sozial signifikant und sollten auf jeden Fall gelernt werden, sobald der Betroffene die Voraussetzungen erfuellt. Diese Voraussetzung ist jedoch nicht vom Alter, sondern vom Entwicklungsstand und den bestehenden Faehigkeiten abhaengig. Und man wuerde einem 4 Jaehrigen, der bereit ist fuers Toilettentraining, ganz klar unrecht tun, wenn man ihm das vorenthaelt und auch ein sechs jaehriger, der bereit ist, zum Baecker zu gehen und zu lernen, wie man dort beommt, was man will, sollte die Moeglichkeit bekommen das zu lernen. Ganz besonders, weil das eine Faehigkeit ist, die sich auf viele andere Lebenssituationen uebertragen laesst und somit die Eigenstaendigkeit eines Menschen enorm vergrossern kann. Es sollte immer unser oberstes Ziel sein Menschen mit Behinderung/Beeintraechtigung die groesst moegliche Eigenstaendigkeit zu ermoeglichen! Und genau das ist, wie ich schon mehrfach erwaehnt habe, das Hauptziel von ABA Therapie.
Sie haben die Frage nicht verstanden, deshalb hinkt der Vergleich. Um ihn korrekt zu machen: Setzen Sie ein 1jähriges neurotypisches Kind auf das Töpfchen, obwohl es noch keinerlei Kontrolle über seine ausscheidungen haben kann, weil die nötigen körperlichen Reifeprozesse noch nicht erfolgt sind? Nein? Warum dann einen Autisten, der in der Entwicklung ebenfalls auf dem Stand des Einjährigen ist?
Sie haben mir mit ihrer Einlassung nur bestätigt, dass Sie bei ABA das tatsächliche Entwicklungsalter ignorieren. Sie widersprechen sich dann allerdings im zweiten Teil Ihres Kommentares selbst. Da spielt dann das Entwicklungsalter doch eine Rolle, aber nur um Eltern, die kein ABA machen den Vorwurf zu machen, sie würden Ihre Kinder nicht angemessen fördern. Auch das ist übrigens typische ABA-Rhetorik.
Frage 15: Ich fuehle mich nicht angegriffen von Ihren Fragen.Viel mehr bin ich froh, dass sie fragen, denn ganz offensichtlich haben Sie vieles was Sie bisher ueber ABA Therapie erfahren haben falsch verstanden oder es wurde Ihnen falsch erklaert.
Ich finde es aber unmoeglich, dass Sie in der Einleitung zu Ihrem Blog Post sagen, dass sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, Aufklaerungsarbeit zu leisten, wenn sie ein paar Absaetze spaeter selbst zugeben, dass Sie gar nicht wissen, wovon Sie reden, weil Sie bisher niemanden gefunden haben, der es Ihnen verstaendlich erklaeren konnte. Da ich mich nicht angegriffen fuehle, kann ich nur vermuten, dass es ihre leicht arrogante und anmassende Art ist mit der Sie dieses Thema angehen. Wenn ich selbst nicht weiss wovon ich rede, kann ich mit Sichereit nicht Aufklaerungsarbeit zu diesem Thema leisten…
Waehrend ich Ihnen zustimme,
dass die meisten von ihnen angebrachten Zitate keine guten Argumente fuer ABA Therapie bringen, zeigen Ihre Fragen aber auch, dass Sie nicht sehr intensiv recherchiert haben koennen, denn jede ihrere Fragen haette durch eine einfache Google-Suche nach wissenschaftlichen Artikeln zum Thema beantwortet weden koennen. Facebook ist nun mal genauso wenig eine verlaessliche Informationsquelle wie die meisten blog Veroeffentlichungen, weil daeben jeder schreiben kann, was er will. Auch wenn er gar keine Ahnung hat, wovon er redet ;o)
Das „Kompliment“ gebe ich gerne zurück. Ich habe mich mit wissenschaftlichen Arbeiten zu ABA beschäftigt. Allerdings eben nicht nur mit denen, die positiv für ABA ausfallen sondern mit allen. Das würde ich Ihnen ebenfalls anraten. Und ansonsten bitte ich Sie, einen angemessenen Tonfall an den Tag zu legen, wenn Sie ernsthafte Antworten von mir erwarten.
Frage 16: 1.) woher wissen Sie, dass das Kind nicht auf Toilette gehen moechte? in dem Zitat ist dazu keine Angabe gemacht. Da steht nur, dass Kind das nicht alleine tut. dafuer kann es aber 100 verschiedene Gruende geben (z. B. er will gerne, aber die vielzahl der dazu zu bewaeltigen Aufgaben laehmt ihn, oder , oder, oder…). Abgesehen davon ist Toiletten Training ein wichtiger Schritt in der Ermoeglichung eines eigenstaendigen Lebens. Nur weil jemand etwas nicht selbstaendig tut, heisst das nicht, dass es nicht trotzdem eine lernenswerte Faehigkeit ist. Ich arbeite zum Beispiel mit einem jungen Mann, der faengt nicht selbstaendig an zu essen es sei denn die Mutter sitzt mit am Tisch. Die Mutter ist aber nun auch schon ueber 70 und nicht mehr ganz gesund. lassen wir diesen jungen Mann dann verhungern, wenn die Mutter dann irgendwann eben nicht mehr mit am Tisch sitzen kann?
Weil es die Mutter so schrieb.
Meinen Sie denn, dass der junge Mann nach dem Tod der Mutter tatsächlich verhungern würde? Ich nicht. Sie glauben allerdings offenbar, dass der junge Mann jetzt ohne konkreten Anlass lernen muss, alleine zu essen. Ich finde das bevormundend und völlig überzogen. Ich esse auch gerne mit meiner Familie an einem Tisch, muss man mir das jetzt auch abtrainieren? Essen Sie alleine?
Frage 17: Faellt ihnen der Wiederspruch in Ihrer eigenen Frage nicht auf? Ein Mensch benoetigt eine ganze Reihe an Faehigkeiten, um eigenstaendig und unabhaengig leben zu koennen. Das faengt schon bei der Faehigkeit zwischen verschieden Optionen auswaehlen zu koennen an und hoert beim Toilettentraining, kochen und bei einer Berufstaetigkeit auf. Menschen, die sich neuro-typisch entwickeln, lernen viele dieser Faehigkeiten von selbst und andere werden ihnen im Kindergarten, der Schule und der Berufsausbildung beigebracht. Schaffen wir jetzt Mathe in der Schule ab, weil die wenigsten Kinder das freiwillig waehlen?
Und nicht neuro-typisch entwickelte Menschen brauchen halt unter Umstaenden auch gezielte Foerderung von Faehigkeiten, die andere ganz selbstverstaendlich so mit lernen. Und da wie sie sagen Eigenstaendigkeit unser erklaertes Ziel ist, sind diese Faehigkeiten wichtig. Wenn ein Mensch mit schwerwiegendem Autismus (z. B. komplett ohne Kommunikationsfaehigkeiten) nur das lernen wuerde, was er sich selbst aussucht, waere das nicht viel und jeder Ansatz von Eigenstaendigkeit waere undenkbar…
Aber Sie haben natuerlich recht, dass Selbstbestimmung vs. Fremdbestimmung immer ein ethisches Problem darstellen. Und genau deswegen gibt es ganz genaue Vorgaben zu diesem Thema. ABA Therapie darf nur sozial signifikante/relevante Faehigkeiten und Verhaltensweisen als Ziel haben. Denn selbst wenn es sich dann um eine Aktivitaet handelt, die der betroffene Mensch sich nicht selbst ausgesucht hat, wird sie ihm dennoch sofort oder in Zukunft zu Gute kommen. Das ist eine Grundregel und die beruecksichtigt jeder ABA Therapeut.
Sie brachten im vorherigen Kommentar das Beispiel mit dem Essen. Was ist daran signifikant und relevant? was ist im Zeitalter von Windeln für Erwachsene so relevant daran, einen Autisten zum Toilettengang zu zwingen? Weil „man“ das so macht? Warum setzen Sie die Norm als Maßstab an? Nehmen Sie einem Brillenträger auch die Brille weg, weil die meisten Menschen nun mal keine benötigen?
Wie kommen sie darauf, dass ABA Therapie das Bauchgefuehl von Eltern ignoriert? Ihr Zitat macht dazu jedenfalls keinerlei Aussage. Die Mutter sagt nur, dass es hart war konsequent zu sein…. Und wir alle wissen, dass das stimmt. Aber von Bauchgefuehl ist nirgends die Rede…..
Sie hatte ein schlechtes Gefühl dabei. Das ist durchaus das, was man gemeinhin als Bauchgefühl bezeichnet.
Frage 20: doch, essbare Reinforcer werden ganz klar auch benutzt. Wir waeren ja doof, wenn wir die nicht benutzen wuerden. Immerhin hat die Evolution der Spezie Mensch uns schon von vorn herein darauf programiert, dass Essen verstaerkend wirkt. Essbare Verstaerker eignen sich super fuer die erste Phase des Erlernens eine neuen Faehigkeit, weil sie halt evolutionsbedingt sehr stark verstaerkend wirken. Aber essbare Sachen sind NIEMALS der einzige Verstaerker. Ein Gummibaerchen wird immer auch von einem Lob, einem High five oder einer Umarmung begleitet. Und nach der ersten Phase gibts halt nicht mehr nach jeder richtigen Antwort oder nach jedem mal selststaendig Schuhe zubinden ein Gummibaerchen, sondern nur noch nach jedem 3. Mal… Oder ich ersetze die Gummibaerchen durch etwas nicht essbares… Da gibt es 100 Moeglichkeiten und welche ich waehle entscheide ich ganz individuell aufgrund der Ergebnisse meines Preference- und Reinforcer-Assessments fuer jeden Klienten und sogar fuer jeden Foerderplan neu.
Und ich muss auch sagen, dass Gummibaerchen zwar immer funktionieren, ich die aber zur Zeit mit meinen jetzigen Klienten gar nicht einsetze. Die wollen viel lieber eine IPad PAuse zwischen den verschiedenen Foerderaufgaben…. Das ist echt von FAll zu Fall unterschiedlich, was wir benutzen.
Danke für die Bestätigung.
Frage 21: Hat ihnen tatsaechlich wer gesagt, dass nur Kinder in ABA Therapie Fortschritte machen koennen? Kann ich mir kaum vorstellen, dass das ein Fachmann war. Was aber stimmt ist, dass ABA Therapie der einzige Ansatz ist, dessen Wirksamkeit wissenschaftlich bewiesen wurde. Das bedeutet jedoch nicht, dass andere Ansaetze nicht auch wirken koennen. Und zudem habe ich ja auch schon zuvor erwaehnt, dass eigentlich jeder paedagogische Ansatz (ob nun als Therapie oder in der (Foerder-)Schule) auch immer behavioristische Elemente hat. Und selbst Leien (z. B. Eltern) verwenden taeglich behavioristische Methoden, ohne sich darueber bewusst su sein. Da es dazu keine wissenschaftlichen Studien gibt, ist das natuerlich nur eine Vermutung, aber ich gehe davon aus, dass das der Grund ist fuer die Fortschritte von Kindern, die nicht gezielt ABA Therapie bekommen. Aber wie gesagt: DAs ist eine Vermutung… Aber im Grunde ist es ja auch egal. Das einzig wichtige ist, dass diese Fortschritte passieren. Und ABA Therapie kann das leisten (das ist bewiesen und selbst ohne wissenschaftliche Studie sehe ich es taeglich an meiner Tochter, meinen Klienten und selbst viele Ihrer Zitate beweisen es…) und sollte daher als Ansatz fuer die Foerderung ernst genommen werden.
Ich helfe mal. Der Begriff „Evidenz“ bedeutet nicht, dass eine Wirksamkeit bewiesen wurde. er besagt nur, dass wissenschaftliche Erkenntnisse dazu vorliegen.
Sie widersprechen mit der Relativierung von ABA Ihren Kommentaren weiter oben. Wenn ABA tatsächlich zur alltäglichen Pädagogik gehört, dann ist es Pädagogik und keine Wissenschaft. Dann braucht man auch keine Intensiv-Programme und Elterntrainings, weil alle Eltern diese Technik offenbar intuitiv anwenden. Ich gehe davon aus, dass Sie nichts dagegen haben, so zitiert zu werden?
Frage 22: Weil „irgendwas mit Gummibaerchen“ ABA Therapie ungefaehr genauso detailliert beschreibt, wie „der mit der Saege“ einen Schreiner oder „der mit nem SChraubenzieher“ einen Automechaniker. Angewannte Verhaltensanalyse (ABA) ist eine Wissenschaft mit einer jahrzehntelangen weit verbreiteten Forschungsgeschichte und mit einer immer noch sehr aktiven Forschungsgemeinde. Um BCaBA zu werden braucht man einen Bachlor Studium und fuer den BCBA sogar ein Master Studium. Glauben Sie etwa wir sitzen 4 bzw. 7 JAahre nur rum und sprechen darueber, wie man am besten Gummibaerchen verteilt? Das ist doch laecherlich!
Vorab mal generell, bevor ich später auf einzelne Punkte eingehe. Die angeführten Aussagen sind nicht von mir sondern Zitate von ABA-Therapeuten, ABA-Anbietern und ABA-Befürwortern. Das geht aus dem Text auch deutlich hervor. Von daher ist es schon irgendwie ironisch, mir die Aussagen in den Mund zu legen. Aber danke, dass Sie Ihre kollegen hier wunderbar bloßstellen.
Mrs. Ferguson: ich muss schon sagen, dass diese Art der Diskussion zwischen der Selbstvertretung, kritischen Eltern und ABA-Lobbyisten nicht neu ist! Die Gespräche und der Austausch ist regelrecht gestört und von einer Arroganz seitens der ABA-Befürworter geprägt, die mehr als anmaßend ist. Ähnliche Gespräche habe ich nur bei den Scientologen mitbekommen. Sie scheinen keine Ahnung zu haben, wie gescheit und informiert Autisten sind und mit welcher Fachkompetenz sie ausgestattet sind. Kapieren sie doch, dass man keine wissenschaftliche Grundlagen benötigt, um sich eine Meinung gegen ABA bilden zu können. Stellen Sie sich doch einfach mal vor: auch autistische Menschen und deren Angehörigen sind in der Lage gegen etwas eingestellt zu sein und aus ihren Erfahrungen und aus ihrem know-how eine fundierte Meinung zu bilden. Wir sind hier nicht irgendwelche Hobby-Kleingärtner, sondern Menschen mit Verstand.
Sie, Mrs Ferguson sind selber ABA-Therapeutin, sie diskreditieren Ihre Kollegen…das ist ein Phänomen, das ich kenne: die anderen machen immer das „schlechte“ ABA und „man selber“ widerlegt Kritik weil bei Ihnen beispielsweise die bessere Form vom ABA angewendet wird. Nichts Neues. Respektieren Sie doch einfach, dass wir uns / ich mich nicht rechtfertigen muss, wenn ich gegen die „Wissenschaft der angewandten Verhaltensanalyse“ bin und gegen die hieraus abgeleiteten und begründeten „Therapien“ und Lernmethoden! Was stört sie daran? Ich hingegen respektiere voll und ganz, wenn Menschen vor auf ABA-basierenden Methoden / Therapien und Lernprogrammen warnen. Ich tue das auch. Es gibt keine Methode in der Psychitherapielandschaft, sie so umstritten und kontrovers diskutiert wird, wie ABA bzw. die hierauf aufbauenden Programmen. Hier stoßen Welten aufeinander. Die klinischen Verhaltenstherapeuten kommen aus einer ganz anderen Bereich der Wissenschaft. Die angewandte Verhaltensanalyse hebt sich /bewusst) deutlich ab, hat einen eigenen Sprachgebrauch und liegt nicht der klinischen, sondern nur wissenschaftlichen Forschung zugrunde. Soviel zur Historie, die jeder Psychologiestudent in den Grundlagen und Geschichte der Verhaltenstherapie „lernt“. Die meisten klinischen Psychotherapeuten lehnen diese Methoden (ABA) strikt ab oder setzen sich garnicht erst vertiefend damit auseinander (es ist ihnen oftmal zuwider). Im Übrigen ist ABA keine anerkannte Psychotherapieform und das ist auch gut so. Ich weiß wovon ich spreche und butterblumenland auch. Bekehren lasse ich mich nicht. Ich bin schon angefeindet worden, weil ich mich gegen ABA ausgesprochen habe. Unglaublich. Wenn ich mich beispielsweise gegen eine Psychoanalyse (Freud) aussprechen würde, so würde das respektiert werden; lehne ich die Hypothesen anderer berühmter Menschen ab, so werde ich nicht diffamiert und für beklppt und fehlinformiert eingestuft. Bei ABA ist das alles anders. Das stimmt mich mehr als nachdenklich….bedenklich ist das!
Ergo; respektieren Sie, wenn Menschen sich gegen einer Ideologie aussprechen! Die die das tun, sind weder beschränkt, noch desinformiert!
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