„Also ich könnte das ja nicht“

…sagst du zu mir und ich stöhne innerlich auf. Tausend Gedanken rasen durch meinen Kopf. Was genau könntest du nicht? Ein Kind wie meinen Sohn lieben? Nachts aufstehen und Jagd auf die Fliege machen, die ihn aufgeweckt und durch ihr Summen panisch gemacht hat? Deinen Tagesablauf durchstrukturieren? Dich mit Behörden, Lehrern und Krankenkassen streiten? Einem Grundschüler noch den Po abwischen? Regelmäßig Gespräche mit Therapeuten und Ärzten führen? Dich gegen Diskriminierung wehren?

Ich glaube schon, dass du all dies könntest. Wenn es um dein Kind, deinen geliebten Menschen ginge. Du vermittelst mir durch diesen Satz aber unausgesprochen, dass du mein Kind nur als Belastung siehst.

Ich weiß, du meinst es nicht so. Eigentlich soll deine Aussage sowas wie ein Kompliment darstellen. Es ist nur eine Floskel. Du willst deine Bewunderung ausdrücken.

Deswegen sage ich auch nicht laut, was mir durch den Kopf geht sondern denke es nur. Aber es versetzt mir trotzdem einen Stich.

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5 Kommentare zu “„Also ich könnte das ja nicht“

  1. Es ist mir immer wieder ein Rätsel warum (einige oder anscheinend doch recht viele) Menschen nicht direkt sagen was sie „also da jetzt denn nicht könnten“.

    Da wundert es mich nicht dass dies bei dem Anderen dazu führt, dass ihm tausend Gedanken durch den Kopf rasen.

    Jedoch verstehe ich nun aber auch nicht, warum Menschen in besagten Beispiel dann nicht nachfragen was genau der andere denn nun damit meint.

    „Ich glaube schon, dass du all dies könntest. Wenn es um dein Kind, deinen geliebten Menschen ginge.“

    Das glaube ich persönlich jetzt jedoch nicht. Liebe macht einen ja nicht unverwundbar…und manche Menschen scheint es doch sehr zu „Verwunden“ wenn es da gerade um das eigene Kind geht.

    Es (nicht das Kind, jedoch die ganze Situation so wie die alltäglichen Anforderungen) belastet sie anscheinend so sehr, dass sie einfach nicht mehr in der Lage sind die nötigen Kräfte aufzubringen um den gemeinsamen Alltag und all die anderen alltäglichen Anforderungen zu meistern…und daher Bewundern sie anscheinend wohl all die Menschen, die dennoch in der Lage sind tagtäglich die nötige Kraft aufzubringen.

    „Du vermittelst mir durch diesen Satz aber unausgesprochen, dass du mein Kind nur als Belastung siehst.“

    Hm…mir vermittelt dieser Satz jetzt einfach nur das was er anscheinend auch vermitteln soll…Ich bewundere das was du da leistest, ich könnte das (wahrscheinlich?) nicht (leisten)!
    Ich selbst gehöre auch eher zu den Menschen die doch recht vieles nicht könnten/nicht können…einfach, weil ich es nicht kann.

    Und dann merke auch ich immer wieder recht schnell wie in mir Staunen und Bewunderung hochkommen…all den Menschen gegenüber die (in diesen heutigen doch anstrengenden und recht hohen Anforderung stellenden Zeiten) tagtäglich Leistungen erbringen, zu denen ich einfach nicht fähig bin und nie fähig sein werde.

    Und ja, es gibt mit Sicherheit auch einige Menschen die anscheinend grundsätzlich (um jetzt nur einige wenige Beispiele hier aufzuzählen) Behinderte, Kinder, alte Menschen, Hilfebedürftige, so wie Partnerschaft und Ehe) einfach wohl fast Alles nur als reine Belastung ansehen.

    Aber die gab es leider schon immer und es wird sie wahrscheinlich auch weiterhin immer wieder geben.

  2. Liebes Butterblumenland,
    Du hast sooooo recht mit deinen Gedanken! Und ich bewundere dein Talent, deine Gedanken fein leserlich für andere in schriftliche Worte zu packen!
    Allerdings gebe ich auch Zarinka recht mit ihrem Text.
    Es bleibt immer viel Platz für Ansichtsweisen und Interpretationen.
    Liebe Grüße
    Steffi

  3. Pingback: Das Totschlagargument – Autismus – Keep calm and carry on

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