…traf mich vollkommen unerwartet eine Aussage von Paul gestern.
„Papa, es tut mir leid, dass ich manchmal so bekloppt bin. Aber ich bin immer so aufgeregt.“
Autsch.
Natürlich wurde ihm von seinem Papa sofort versichert, dass er nicht „bekloppt“ ist. Dass es okay ist, „aufgeregt“* zu sein. Und dass wir ihn genauso lieben wie er ist. Und der Tag ging dann auch unbeschwert weiter. Aber es nagt an mir. Es schmerzt mich, so etwas von meinem geliebten Kind zu hören. Ich weiß nicht, wie er darauf kommt, dass er „bekloppt“ sei. Von uns hat er das definitiv nicht. In letzter Zeit gab es zunehmend Anzeichen, dass Paul merkt, dass er anders ist als andere Kinder. Anders als seine Klassenkameraden. Dass sie Dinge scheinbar spielend bewältigen, die ihm riesige Probleme bereiten. Wir haben manchmal darüber gesprochen, eher beiläufig. Ich weiß nicht, ob er weiß, dass er Autist ist. Er weiß, dass er in manchen Sachen einfach (noch) mehr Hilfe braucht als die anderen. Und dass er deshalb eine Schulbegleitung hat. Das Wort Autismus ist hier keineswegs ein Tabu, aber es gab auch noch kein explizites „Aufklärungsgespräch“. Ich habe es versucht, aber Paul wollte nicht mit mir darüber reden. Auch wenn er nachfragt darf meine Antwort nicht länger als ein oder zwei Sätze sein. Dann hält er sich die Ohren zu und will nichts mehr hören, läuft weg oder wechselt das Thema. Ich merke, dass ihn etwas beschäftigt und vermute, dass er tatsächlich selbst darüber nachdenkt. Er lässt mich aber nicht an seinen Gedanken teilhaben. Das macht mir Sorgen. Ich suche noch nach den richtigen Worten, dem richtigen Moment, der richtigen Gelegenheit, der richtigen Methode.
*Wenn Paul nervös, unruhig oder überreizt ist, flattert er viel mit den Armen, läuft im Kreis und gibt Geräusche von sich. Wir fragen ihn dann, ob er aufgeregt ist oder wütend oder unsicher. Daraus hat sich dann wohl das „aufgeregt“ als Sammelbegriff entwickelt.