Ein Beispiel für Autismustherapie

Es wird immer wieder gefragt, was denn nun eigentlich bei so einer Autismustherapie passiert. Das ist durchaus schwierig zu erklären, weil es für diesen Begriff keine festgelegten Richtlinien gibt. Trotzdem möchte ich heute mal ein Beispiel dafür aufzeigen, wie Autismustherapie sein kann. Ich persönlich bevorzuge allerdings nach wie vor die Bezeichnung „Förderung“. Paul wird nicht „therapiert“ im eigentlichen Sinn sondern er wird gefördert.

In den letzten Wochen arbeitete Paul mit seiner Therapeutin an einem Projekt. Diese Projekte zeichnen sich dadurch besonders aus, dass sie ihn unbemerkt auf ganz vielen Ebenen fordern und fördern. In diesem Fall in (unter anderem) folgenden Punkten:

  • Erstellen und Aufschreiben eines Ablaufplanes, um das gewünschte Ziel zu erreichen -> Handlungsplanung
  • Beschaffen einer Vorlage durch Recherche im Internet -> Ausformulierung einer konkreten Fragestellung, Umgang mit dem PC
  • Übertragen des Entwurfes auf ein Stück Holz -> Handlungsplanung, Problemlösung, Motorik und Konzentration
  • jemanden darum bitten, das Werkstück auszusägen -> soziale Interaktion und Kommunikation
  • Abschleifen -> Kraftdosierung, Motorik, Konzentration und Ausdauer
  • Lackieren des Werkstückes -> Überwindung, sich auf eine unbekannte Tätigkeit einzulassen, Hilfestellung und Erklärung einfordern, Motorik und Kraftdosierung
  • Bemalung -> Motorik und Krafteinsatz

Das alles wurde natürlich sehr eng von der Therapeutin begleitet, zu der er ein sehr inniges Verhältnis hat. Die soziale Interaktion und Kommunikation mit ihr fällt ihm schon sehr leicht. Und wenn es dann auch noch um ein Thema geht, was ihm sehr viel bedeutet, ist er einfach glücklich und überwindet sich auch sehr viel leichter zu ihm bisher unbekannten Dingen. Das fördert dann auch sein Selbstbewusstsein ganz enorm.

Heute durfte er dann das Ergebnis seiner Arbeit mit nach Hause nehmen. Darauf hat er schon sehnsüchtig gewartet und in den letzten Tagen ganz oft nachgefragt, ob es denn auch wirklich pünktlich fertig sei und er es dann mitnehmen dürfe.

Hier nun auch für euch das Ergebnis:

Aus Holz ausgesägtes und grün-schwarz lackiertes Auto mit schwarzen, beweglichen Reifen und aufgemalten Türen und Fenstern

 

Erkennt ihr es? Es ist Mr. Beans Auto. Paul ist, völlig zu recht, sehr stolz auf sich. Und wir auf ihn.

Natürlich werden in der Förderung noch ganz viele andere Dinge gemacht. Seien es alltagspraktische Tätigkeiten wie Einkaufen und Kochen, gemeinsamer Sport oder das Erarbeiten von Bewältigungsstrategien. Manchmal snoezelen sie auch einfach „nur“ zusammen im Entspannungsraum und sprechen über die Dinge, die Paul so bewegen.

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