Nachdem ich heute ziemlich entgeistert feststellen musste, dass selbst ein „Experte“, der autistische Kinder therapieren möchte, den Unterschied zwischen FC und GuK nicht kennt und beides miteinander verwechselt, möchte ich etwas dazu schreiben.
Kurz zur Definition:
FC ist die englische Abkürzung für „Facilitated Communication“, auch bekannt als „gestützte Kommunikation“ oder „gestütztes Schreiben“. Dabei wird durch eine andere Person, den „Stützer“, durch eine körperliche Hilfestellung einem kommunikationsbeeinträchtigten Menschen beim Tippen auf einer Tastatur oder auf Symbole geholfen.
Dieser Ansatz ist heftig umstritten, worauf ich aber nicht vertiefend eingehen möchte. Der entsprechende Wikipedia-Artikel gibt Auskunft zu der Kontroverse um FC.
GuK ist die Abkürzung für „gebärdenunterstützte Kommunikation“. Dabei werden sprachbegleitend Gebärden und Symbol- und Wortkarten für bestimmte Schlüsselworte eingesetzt. Auf Grammatik und das Gebärden ganzer Sätze wird bei GuK meist verzichtet. GuK wird sehr häufig eingesetzt, um die verbale Sprachentwicklung zu fördern oder anzubahnen, ist allerdings nicht nur darauf beschränkt. Die positiven Effekte von GuK wurden vielfach wissenschaftlich überprüft und bestätigt. Auch hier ist der entsprechende Wiki-Artikel ein guter Einstieg.
Ich wünschte, wir hätten früher von GuK erfahren. Paul fing erst mit 4 Jahren an zu sprechen. Leider hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Hilfe oder Förderung. Rückblickend hätten wir es erheblich leichter haben können, wenn der damalige Kinderarzt uns nicht immer wieder vertröstet sondern zu einem qualifizierten Logopäden geschickt hätte. So haben wir uns selbst irgendwie durchbeißen müssen. Tatsächlich haben wir auch bei Paul eine Art laienhafte GuK angewendet. Zeigen und gestikulieren konnte er ja. Also haben wir in der Kommunikation mit ihm ebenfalls rudimentäre Gesten einfließen lassen. Die klassische Trinkbewegung zum Beispiel, um ihn zu fragen, ob er etwas trinken möchte. Zusätzlich zur begleitenden Sprache. Oder auch so tun als würde man etwas abbeißen und kauen, um Essen zu symbolisieren. Das hat gut funktioniert, mache unserer familieninternen Gebärden hat Paul übernommen. Inwieweit dies bei ihm zur Sprachentwicklung beigetragen hat, kann ich nicht beurteilen. Aber es war auf jeden Fall hilfreich. Und manchmal kommunizieren wir auch heute noch nonverbal auf diese Art. Wenn Paul beispielsweise in einen Overload gerät, in dem jedes weitere Wort zu viel wäre oder es sehr laut ist.
Ich kann allen Eltern nur raten, sich damit frühzeitig zu befassen, wenn sich Probleme bei der Sprachentwicklung abzeichnen. Und hoffe, dass der oben erwähnte „Fachmann“ ein bedauerlicher Einzelfall ist. Gerade Autismustherapeuten sollten nämlich ebenfalls die Eltern zu alternativen Kommunikationsformen beraten können. Zumindest sie auf passende Ansprechpartner wie eben Logopäden verweisen. Nur weil ein Autist nonverbal ist, bedeutet das noch lange nicht, dass man nicht mit ihm kommunizieren kann.